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Wolfgang Baumann 


Technische Gebäude-Ausstattung Planung
Energie- und Gebäudemanagement

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Lüftungssysteme

Lüftungssysteme

Einführung

Durch kontrollierte, automatische Wohnungslüftung lässt sich im Vergleich zu manueller Lüftung nicht nur Energie - und damit bares Geld - einsparen. Auch die Behaglichkeit des Raumklimas ist stets gewährleistet.
Auf den ersten Blick geht es nur um Luft: Lüftungssysteme können, je nach Bauweise, verbrauchte Luft aus Innenräumen abführen, „frische” Luft von außen zuführen und damit den Hausbewohnern das Lüften über die Fenster abnehmen. Ausgefeilte Systeme können aber mehr: Sie können die Wärme der ausströmenden Luft auf die einströmende Luft übertragen, sodass kaum Energie verloren geht. Und noch mehr: Sie können die einströmende Luft so vorwärmen, dass eine Heizung in einigen Fällen komplett überflüssig wird. Bei Lüftungssystemen geht es also nicht nur um Luft, sondern auch um Energie – und damit um Klimaschutz.

Gleich vorweg: Nicht jedes Lüftungssystem ist für jedes Gebäude geeignet. Einige lohnen sich überwiegend für Passivhäuser. Aber nun von vorn: Man kann drei Arten von automatischen Wohnraumbelüftungsanlagen unterscheiden. Die Minimallösung ist eine einfache Abluftanlage, die „verbrauchte” Luft aus dem Gebäude nach draußen abführt. Zu dieser einfachen Variante kommt, als zweite Stufe, eine zusätzliche Belüftung, die Luft von draußen in die Wohnräume leitet. Und bei der dritten Stufe kommen verschiedenen Techniken zum Einsatz, die auf das Einsparen von Heizenergie abzielen. Die drei Systeme gibt es wiederum in ganz verschiedenen Ausführungen und mit ergänzenden Mechanismen, beispielsweise für Pollenschutz. Aber das Grundprinzip bleibt gleich: Luft wird mechanisch aus dem Gebäude hinaus bzw. ins Gebäude hineintransportiert. Und noch eines: Bei allen Dämmmaßnahmen und bei Neubauprojekten sowieso sollte immer geprüft werden, ob der Einbau eines Lüftungssystems sinnvoll ist.

Luftführungstechnik

Technisch ist das System der Abluftanlage äußerst simpel: Ventilatoren fördern „schlechte” Luft über Kanäle aus dem Gebäude nach draußen, wodurch „frische” Luft aus Luftdurchlässen in Wänden, Türen oder Fenstern nachströmt. Erwähnenswert ist noch, dass der Luftstrom durch einen zentralen oder auch durch mehrere dezentrale Ventilatoren gefördert werden kann – wobei Anlagen mit nur einem zentralen Ventilator aufgrund des geringeren Stromverbrauchs effizienter arbeiten.

Während Abluftanlagen vorwiegend in Bad und Küche eingesetzt werden, installiert man Belüftungsanlagen in der Regel in den Wohnräumen, also in Wohn-, Schlaf und Kinderzimmern, sodass diese Räume kontinuierlich mit frischer Luft versorgt werden. Dadurch entsteht eine gerichtete Durchströmung von den Wohnräumen („Zulufträume”) in Richtung der Feuchträume („Ablufträume”). Am besten ist eine kontinuierliche, gleichförmige Durchströmung, die allerdings stets so schwach sein sollte, dass sie nicht als Zugluft wahrgenommen wird. Um dies zu ermöglichen, müssen innenliegende Türen entweder mit Durchströmgittern versehen werden oder es muss ein Abstand zwischen Türunterkante und Boden eingerichtet werden.

Wärmerückgewinnung

Alte Luft raus und neue Luft rein bedeutet in den kalten Jahreszeiten auch immer: warme Luft raus und kalte Luft rein. Somit wird ein Teil der Heizwärme „rausgeheizt”, wodurch entsprechend mehr Heizenergie benötigt wird, um die Räume angenehm warm zu halten. Es gibt aber technische Optionen, diese Lüftungswärmeverluste zu minimieren. Eine einfache, aber effektive Möglichkeit ist, die Wärme von der Abluft auf die Frischluft zu übertragen. Durch einen so genannten Gegenstromwärmetauscher wird die Wärme der ausströmenden Luft auf die kalte Luft, die von draußen einströmt, überführt. Dabei wird 60 bis 70 Prozent der Wärmemenge zurückgewonnen, weshalb von einer „Wärmerückgewinnung” gesprochen wird. Es ist zu empfehlen, in einem gut gedämmten Gebäude ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung zu installieren.  

Erdwärmetauscher

Als zusätzliche technische Option besteht die Möglichkeit, die Frischluft vorzuheizen. Dies geschieht in der Regel mithilfe von Erdwärme. Dabei kommt ein Erdwärmetauscher zum Einsatz, der als langes Kunststoffrohr in ein bis zwei Meter Tiefe verlegt wird. Die Frischluft durchströmt den Erdwärmetauscher, sodass sie bei niedrigen Außentemperaturen vorgewärmt und bei hohen Temperaturen gekühlt wird. Daher kann dieses Lüftungssystem als Heizung und auch Klimaanlage dienen. Wichtig bei solchen Anlagen ist ein gutes Verhältnis zwischen der elektrischen Energie für den Ventilator und der zurückgewonnenen Wärmeenergie. Dazu ist eine ausführliche Beratung durch einen Energieberater zu empfehlen, sodass die Wirtschaftlichkeit beim konkreten Gebäude überprüft werden kann.

Passivhaus

Wie eingangs erwähnt, lohnt sich nicht jedes Lüftungssystem für jedes Gebäude. Insbesondere aufwendige Wärmerückgewinnungssysteme und Systeme mit Erdwärmenutzung sollten nur bei gut gedämmten Gebäuden mit geringem Wärmebedarf eingesetzt werden. Generell sind bei Passivhäusern in aller Regel Lüftungssysteme erforderlich, da sonst der Passivhausstandard nicht erreicht werden kann. Ein Passivhaus ist im Prinzip eine bewohnbare Thermoskanne. Und Thermoskannen halten auch nicht warm oder kalt, wenn man den Deckel auflässt. Also: Bei den meisten Passivhäusern kann auf händisches Lüften über die Fenster verzichtet werden, das erledigt ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung oder sogar Erdwärmenutzung. Dafür kommen Passivhäuser dann teilweise ohne Heizung aus.